Alte Liebe rostet nicht! - Sex im Alter
Die Sichtweise der Gesellschaft auf Sexualität im Alter ist leider oft von dämlichen Vorurteilen und blödsinnigen Tabus geprägt. Viele Menschen glauben, dass ältere Menschen kein Interesse, keine Lust oder keine Fähigkeit mehr haben, sexuell aktiv zu sein. Doch diese Annahme entspricht überhaupt nicht der Realität. In diesem Blogpost wollen wir einige Forschungsergebnisse zu diesem Thema vorstellen und zeigen, wie Sexualität im Alter wirklich gelebt wird.
Sex ist ein wichtiger Aspekt unserer Lebensqualität und unseres Wohlbefindens in jedem Alter. Sexualität ist wichtiger sozialer Kitt und eine Art der Kommunikation in zwischenmenschlichen Beziehungen, die unsere Persönlichkeit zum Ausdruck bringt und eines unsere wichtigsten Bedürfnisse. Lust, Sex und Zärtlichkeiten sind nicht nur an die Fortpflanzung oder unsere Jugend gebunden, sondern können auch im Alter wundervolle Formen annehmen. Dabei spielen die Paarbeziehung, die Gesundheit, die Lebenssituation und die individuellen Bedürfnisse eine große Rolle.
Eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung aus dem Jahr 2005 hat gezeigt, dass etwa 60 Prozent der Männer und 40 Prozent der Frauen über 60 Jahre sexuell aktiv sind. Dabei nimmt die sexuelle Aktivität nicht zwangsläufig mit dem Alter ab, sondern eher mit der Dauer der Beziehung. Wer im Alter eine neue Partnerschaft beginnt, hat natürlich auch wieder mehr (und wilderen) Sex.
Eine neuere Studie von Berliner Forschern aus dem Jahr 2019 hat die Sexualität von älteren Menschen mit der von jüngeren Erwachsenen verglichen. Dabei haben sie festgestellt, dass Sexualität im Alter anders ist, aber auf keinen Fall schlechter wird. Ältere Menschen haben zwar seltener Sex, genießen dabei aber mehr Zärtlichkeit und Nähe. Sie sind auch zufriedener mit ihrem Sexualleben als jüngere Menschen.
Sexualität im Alter ist also kein Widerspruch, sondern eine notwendige und positive Erfahrung. Allerdings gibt es auch einige Herausforderungen und Hindernisse, die ältere Menschen in ihrer Sexualität einschränken können. Dazu gehören körperliche Veränderungen, Erkrankungen, die (Neben)Wirkung von Medikamenten, Pflegebedürftigkeit oder soziale Isolation. Auch gesellschaftliche Normen und Stereotype können das Selbstbild und das Selbstvertrauen von älteren Menschen beeinträchtigen.
Um diese Probleme zu überwinden, braucht es definitiv viel mehr Aufklärung, Beratung und Unterstützung für ältere Menschen. Es gibt so viele Möglichkeiten, wie wir als Gesellschaft ältere Menschen unterstützen können, ihre Sexualität zu genießen und zu gestalten.
Nur ein paar Beispiele, was wir als Einzelperson und als Gesellschaft tun können:
- Wir selbst sollten uns offen und respektvoll mit dem Thema auseinandersetzen und unsere Vorurteile über Bord werfen.
- Darauf aufmerksam machen, dass in Pflegeeinrichtungen, in Arztpraxen und Beratungsstellen, Informationen über körperliche Veränderungen, Prävention und Behandlung von sexuellen Beschwerden geben werden.
- Pflegeeinrichtungen können Hilfsmittel wie Gleitmittel, Vibratoren, Masturbatoren und ähnliche Dinge empfehlen oder zur Verfügung stellen. Hier ist auch ein offener, sensibler Umgang mit der Thematik nötig, um die Menschen in diesen Einrichtungen zu ermutigen, ihre Sexualität ohne Scham und Schuldgefühle ausleben zu können.
- Wir müssen die Privatsphäre und Intimität von älteren Menschen (gerade auch in Pflegeeinrichtungen) respektieren, schützen und fördern.
- Es ist wichtig, die Vielfalt sexueller Ausdrucksformen anzuerkennen und wertzuschätzen.
Sexualität im Alter ist kein Tabu, sondern ein Recht und eine Chance für mehr Lebensfreude.
Liebe Grüße aus dem Happy End Store
Steff